Die Verdammten der blauen Berge - Spurensuche in Südafrika

von Hans Meissner

 
1964 drehte Lex Barker in Kapstadt und Umgebung unter der Regie von Robert Lynn den britischen Abenteuerfilm 'Die Verdammten der blauen Berge' (Internationale Titel: 'Victim Five', 'Code 7, Victim 5' und 'Table Bay'). Ein Millionär namens Wexler fühlt sich bedroht und lässt den von Lex gespielten Detektiv Steve Martin aus den USA zu seinem Schutz kommen. Schnell merkt Lex, dass Wexler ihm etwas verschweigt. Schritt für Schritt deckt Lex mysteriöse Hintergründe auf, die weit in die Vergangenheit zurück reichen.

Für Lex sicher eine willkommene Abwechslung zu den Karl May-Drehorten auf den staubigen Prärien Jugoslawiens. Kurz zuvor - Ende 1963 - hatte er in 'Old Shatterhand' vor der Kamera gestanden, auf die 'Verdammten' folgte 'Der Schut'.

Eine Parallele zu den May-Verfilmungen gibt es dennoch. Denn auch bei den 'Verdammten' spielt beeindruckende natürliche Umgebung mit Stadt- und Naturszenerie eine Hauptrolle. Studioszenen sind auf ein Minimum beschränkt. Was konnte für die Produzenten des Films also näher liegen als mit Nicolas (Nick) Roeg einen Chefkameramann zu verpflichten, der sich als Spezialist für Außenaufnahmen bereits einen Namen gemacht hatte. Das bildgewaltige Meisterwerk 'Lawrence von Arabien' (1962) hatte Roeg als Chef des 2. Kamerateams mitgestaltet.
 
Bei einem Besuch in Kapstadt und Umgebung - und auch beim Schmökern in Reiseführern oder Bildbänden - braucht man nach den Drehorten der 'Verdammten der blauen Berge' nicht extra zu suchen. Man hat sie direkt vor Augen. Die folgenden Bilder, die im November 2001 entstanden, geben einen kleinen Eindruck.
 

Blick auf das Zentrum von Kapstadt von der unteren Seilbahnstation des Tafelberges (Table Mountain). Dieses Panorama ist nach der Prologhandlung zu sehen (bei den Namenseinblendungen) und auch als Schlussbild mit dem "Ende”-Schriftzug.

 

Malerische Perspektive am (Film)Wohnsitz von Lex' Auftraggeber, dem undurchsichtigen Millionär Wexler (Walter Rilla). Das Foto entstand im Kapstädter botanischen Garten Kirstenbosch. Im Hintergrund rechts der markante "Lion's Head". Hier wurden mit ziemlicher Sicherheit die Dialoge von Lex gefilmt. Im Film jedoch wurde vermutlich mit Schnitten getrickst. Denn es gibt keine direkte Kameraverbindung, die einen Drehortzusammenhang zwischen Villa, Pool (in den Lex nicht zur Stieftochter hineinspringt) und dem Panorama herstellt. Das Gespräch mit Wexler wird lediglich durch (Gegen)Schnitte hergestellt. So liegt es nahe, dass diese Szenen an verschiedenen Orten gedreht und das gesamte Gespräch später geschickt montiert wurde. Sehr sehenswert übrigens: Kirstenbosch ist eine der schönsten botanischen Anlagen der Welt mit über 20'000 Pflanzenarten auf über 4 Quadratkilometern.

 
Auf dem Chapman's Drive, einer der schönsten Küstenstraßen der Welt, wurden die Autofahrten gedreht, die Lex zur Villa Wexler und zurück bringen. Leider ist die Straße seit einigen Jahren wegen Rutsch- und Steinschlaggefahr gesperrt und wegen der immensen Kosten noch nicht saniert. An diesem Punkt endet die Drehortfahrt deshalb leider vorzeitig.
 
In den Jahrmillionen alten Cango-Höhlen nahe der Stadt Oudtshorn stellte Lex dem Heckenschützen nach. In diesem Gebiet befinden sich auch die riesigen Straußenfarmen, von denen eine als weitere Filmkulisse diente. Das Team musste also nicht viel Reisen.
 
Über 1000 Meter hoch erhebt sich das Massiv des Tafelberges am Rande Kapstadts. Man gelangt mit einer Seilbahn nach oben, in der im Film der Showdown zwischen Lex Barker und Dietmar Schönherr beginnt.
 

Das ist sie im Original: An diese auf den Kapstädter Tafelberg abfahrende Seilbahn-Kabine hängte sich Detektiv Steve Martin (Lex Barker). In der Kabine begann dann der Kampf zwischen Lex und seinem Widersacher Paul (Dietmar Schönherr), der sich oben auf dem Tafelberg vor grandioser Kulisse fortsetzte. Die ausgemusterte Kabine steht - als Ausstellungsstück - an der unteren Bahnstation. (Copyright Bild: PASO Africa Shop Frankfurt/M.)

 
Atem beraubend sind die Aussichten vom Tafelberg in verschiedene Himmelsrichtungen. So wie auf diesen Bildern kommen diese Perspektiven auch im Film vor, wenn Lex den bösen Dietmar verfolgt. Regie und Kamera haben sich wirklich viel Mühe gemacht, diese vielfältigen optischen Reize immer wieder ins Bild zu bringen und zu einer beeindruckenden Kulisse zu kombinieren. Wie armselig erscheinen dagegen Filme, in denen Hintergründe mit Hilfe technischer Tricks oder gar 100-prozentiger Computeranimation erschaffen werden. Um auf dem Tafelberg Filme zu drehen, muss eine Filmcrew flexibel und schnell sein (gilt übrigens auch für Touristen). Denn oft hüllt sich der Berg binnen Minuten in Wolken. Wer die wolkenlosen Tage nicht entschlossen nutzt und dazu alle anderen Pläne konsequent über den Haufen wirft, kann das Pech haben, von seiner Reise ohne diese Bilderbuch-Aufnahmen zurückzukehren.
 
Eine der beiden bizarren Spitzen des 'Kap der guten Hoffnung' (treffender auch 'Kap der Stürme' genannt). Dieses Motiv ist im Film nicht zu sehen, es dient jedoch als Hintergrundmotiv des deutschen Kinoplakats. Hier ist der zweitsüdlichste Punkt Afrikas. Es folgen 6000 Kilometer offenes Meer bis zum Südpol. Ein Grund dafür, dass es im südlichen Südafrika beileibe nicht ständig heiß ist, wie das Kinoplakat ("Verbrecherjagd im heißem Südafrika") vorgibt. Dass dort oft und zu jeder Jahreszeit sehr starke Winde wehen, sieht man in einigen Szenen im Film. Da flattern die Sonnenschirme sehr bedenklich. Die Filmcrew hatte hier mit Sicherheit alle Hände voll zu tun, die Schirme ausreichend zu befestigen und die Frisuren der Darsteller immer wieder zu richten.
 

© Texte und Fotos: Hans Meißner. Verwendung außerhalb der Website www.lexbarker.net nur mit Genehmigung des Urhebers.