Die ersten 11 Rollen - Lex' Prä-Tarzan-Zeit |
von Gregor Hauser |
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Bereits mit 20 Jahren hatte Lex angeblich
einen Siebenjahresvertrag von der 20th Century Fox
angeboten bekommen. Damals war er allerdings zu jung
gewesen, selbst zu unterschreiben. Dann kam der Krieg und
Lex trug vier Jahre lang Uniform. |
Das Jahr 1945 verbrachte er bis August in
einem Militärspital in Arkansas. Erst dann kehrte er zu
seiner Familie zurück - mit dem Wunsch Filmschauspieler
zu werden. |
Tatsächlich bekam er einen
Siebenjahresvertrag bei der Fox und zog mit
seiner Familie nach Hollywood. Die Produktionsfirma hat
allerdings keine angemessenen Rollen für den
Jungschauspieler und als er nach sechs Monaten im Frühjahr
1946 seinen Vertrag quittiert hat er gerade Mal in zwei
Filmen gespielt: 'Doll Face' ist sein Filmdebüt und
zugleich die grösste seiner ersten paar Rollen. Es
handelt sich um eine Musikkomödie mit einigen Größen
der Szene und einem renommierten Regisseur, der mehrere
Filme mit Humphrey Bogart gedreht hatte. Lex' Rolle hat
mit der eigentlichen Handlung aber gar nichts zu tun. Er
fährt mit einigen Kameraden in Marineuniform auf einem
Schnellboot, spricht ein, zwei Sätze und landet auf
einer Insel, worauf er den Befehl gibt: "Durchsucht
die ganze Insel!" |
Noch schlechter ergeht es Lex bei seinem
zweiten Streifen 'Sinfonie in Swing', einem Film, der in
Stil und Aufwand dem ersten gleich kommt und in dem es
wieder sehr musikalisch zu geht. Auf einer Party wandert
Lex stumm mit einem Sektglas bewaffnet durch das Bild.
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Lex bekommt anschließend einen
Vertrag bei Warner Brothers - zu
ungleich schlechteren Konditionen. Auch bei Warners
wird er nur sechs Monate bleiben und insgesamt
nur einen Satz sagen. Das einzige echte
Engagement, allerdings ein sehr enttäuschendes,
ist 'Two Guys from Milwaukee', einer Komödie mit
dem damals beliebten Duo Dennis Morgan/Jack
Carson. Lex spielt einen Bediensteten im Kino,
der Carson, nachdem dieser für Unruhen im Saal
sorgt, aus dem Kino schmeisst. Insgesamt
erscheint er vielleicht 15 Sekunden und sein Text
besteht aus einer einmaligen Bestätigung einer
Anweisung.
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Ansonsten wird Lex in dieser Zeit nur als
Statist in 'Die Unbesiegten' und als Gary Coopers
Lichtdouble in 'Im Geheimdienst' eingesetzt. |
Die erste entscheidende Veränderung kommt
als Barker Anfang 1947 einen Siebenjahresvertrag bei RKO
bekommt. Das renommierte Studio versucht ihn als
Star aufzubauen, in dem sie ihm kurze Rollen in guten
Produktionen und angemessene Nennungen in den Credits
geben. Ausserdem sorgen sie für genügend Beschäftigung:
In den folgenden eineinhalb Jahren setzen sie ihn in
sieben Filmen ein. |
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Gleich sein erster Auftritt bleibt
der grösste. In dem oscargekrönten Film 'Die
Farmerstochter' mit Loretta Young und Joseph
Cotten spielt Lex einen von drei Brüdern der
Hauptdarstellerin. Zwar heißt der Film nicht 'Die
Farmerssöhne', trotzdem gibt man Lex genug Raum,
um sich zu produzieren und setzt vor allem auf
seine beeindruckende Figur. Alle Brüder sind
Kraftprotze, die ihrer politisch ambitionierten
Schwester mehr schlagkräftig als schlagfertig
zur Seite stehen. Lex kommt den ganzen Film
hindurch immer wieder vor und hat wahrscheinlich
eben so viel Text wie in den anderen zehn
Auftritten zusammen. Olaf/Lex hat auch einige
Grossaufnahmen, sieht mit seinem wesentlich
dunkleren Haar sehr gut aus, wirkt jedoch recht hölzern
(wie auch die anderen beiden Brüder Keith Andes
und James Aurness, die später auch beide einen
gewissen Durchbruch schafften).
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Der nächste Einsatz ist zwar kürzer,
jedoch fast noch mehr Herausforderung für Lex. Unter der
versierten Regie von Edward Dmytrik spielt Lex neben
Robert Mitchum und Robert Ryan in dem klassisch
gewordenen Soldatenthriller 'Im Kreuzfeuer', der für fünf
wichtige Oscars nominiert wurde. Es geht um einen
judenhassenden G.I., der einen Mord begeht und den
Verdacht auf einen Kameraden lenkt. Mitchum, Barker und
andere Soldaten klären den wahren Sachverhalt auf. Lex
als Harry hat mehrere Auftritte und steht für kurze Zeit
sogar im Mittelpunkt der Story. Er besteht diese erste
Feuertaufe samt Großaufnahmen glänzend. In der
deutschen Fassung von 1973 wird Lex schon in dieser frühen
Rolle von seinem Standardsprecher Gerd-GüntherHoffmann
synchronisiert. |
Wäre es so weiter gegangen und die Rollen
allmählich grösser geworden, hätte sich Lex sicher zu
einem führenden Star bei RKO entwickeln können,
doch aus unerfindlichen Gründen steckte man ihn
anschliessend in zwei kleine Fliessband-Produktionen: 'Under
the Tonto Rim' ist ein flott gemachter Western mit Tim
Holt und Richard Martin, die Dutzende solcher 60-minütiger
Streifen gemeinsam machten. Für Lex ist es
Westernpremiere und man sieht ihn erstmals schiessen und
reiten. Im Grossen und Ganzen macht er in der Rolle des
Deputy Joe aber eine eher lächerliche Figur. Mit seinem
geschniegelten Kostüm und Aussehen und seinen Bemühungen
lässige Posen einzunehmen wirkt er wie ein Cowboy am
Villacher Faschingsumzug. Immerhin kommt er 15 Minuten
fast durchgehend vor und hat auch einigen Text. |
In 'Dick Tracy meets Gruesome', einem
Vorfilm zur TV-Serie mit demselben Tracy-Darsteller (Ralph
Byrd) kommt Lex nur eine gute Minute vor, macht
allerdings einen guten Eindruck als schimpfender Fahrer
eines Krankenwagens, der von Boris Karloff kurzerhand
niedergeschlagen wird. Diese B-Produktion lebt von dem
Charme früher Science-Fiction-Filme und dem
unvergleichlichen Horrordarsteller Karloff. |
Wenn man bei den letzten beiden
Produktionen nicht versteht, warum Lex keine tragenderen
Rollen zugeschanzt bekam, so kann er seine Mitwirkung in
'Nur meiner Frau zuliebe' als Kompliment des Studios
ansehen. In der Top-Produktion geht es um Cary Grants und
Myrna Loys Plan ein neues Familienheim zu schaffen. Lex
ist dabei genau der richtige für die Rolle eines
Baupoliers, der mit Grant fachsimpelt, ohne dass der
etwas davon verstehen würde. Lex sieht in seinen
Grossaufnahmen fantastisch aus und wird auch zum ersten
Mal für Studiofotos für die Promotion des Films
verwendet. |
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'Trägerstrieben'-Spezialist Lex in
'Nur meiner Frau zuliebe'
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Ebenfalls als gelungen darf sein Auftritt
in 'Der Schrecken von Texas' bezeichnet werden. Dieser
Western, der hauptsächlich die Talente von Randolph
Scott und Robert Ryan zu nutzen weiss, hält eine kleine
aber feine Rolle für Lex bereit. Als bekannter Bandit
Emmet Dalton reist er mit seinen Brüdern an, um Ryan bei
einem Überfall zu unterstützen. Nachdem dieser fehlschlägt
verlassen er und seine Brüder enttäuscht die Kumpanen.
Emmet ist unrasiert und wirkt dadurch sehr verwegen.
Wieder einmal füllt Lex eine kleine Rolle perfekt aus
und vergleicht man diesen Westerner mit jenem aus 'Tonto
Rim', so stellt man auch eindeutig schauspielerische
Fortschritte fest. |
Lex' letzte Rolle dieser Karrierephase ist
eine verpasste Möglichkeit: Im relativ aufwendigen
Kriminaldrama 'Die bronzene Göttin' war seine Rolle
ursprünglich eindeutig grösser angelegt. Er hat seine
bisher beste Abspannnennung und es wird auch oft von
diesem Paul Banton gesprochen. Lex lässt sich extra
einen feinen Schnurrbart à la Gable, Flynn oder Taylor
stehen und sieht damit herrlich gentlemanlike aus. Das
alles deutet darauf hin, dass einige seiner Szenen der
Schere zum Opfer fielen. Was bleibt sind zwei kurze
Szenen in der Grössenordnung von 'Dick Tracy', die er
spielend bewältigt. |
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Das gibt's selten: Ein unrasierter
Lex - 'Der Schrecken von Texas'
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Clark Gable lässt grüssen - 'Die
bronzene Göttin'
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Lex Barker ist nach dieser 'Schule'
eindeutig bereit für grössere Aufgaben und findet diese
dann auch in der Rolle des Tarzan. Zwar wird auch diese
Reihe von RKO produziert, Lex wurde jedoch zuvor
auch von diesem Studio gekündigt und ist völlig
ungebunden, als er mit Produzent Lee Sholem einen eigenen
'Tarzan-Vertrag' abschliesst. |
Ob Lex, wäre er nie Tarzan geworden, den
Durchbruch noch geschafft hätte, oder wie es mit ihm in
der Filmbranche weitergegangen wäre, bleibt Spekulation.
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Auf seinem Konto hat er bis dahin
jedenfalls elf kurze Auftritte in qualitativ sehr
unterschiedlichen Streifen, von denen man letztlich nur
vier ('Die Farmerstochter', 'Im Kreuzfeuer', 'Nur meiner
Frau zuliebe', 'Der Schrecken von Texas') als ernst zu
nehmende Aufgaben einstufen kann. |
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Text: Gregor Hauser; Bilder:
Christoph
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