Interview mit Joachim Giel, Karl May-Filmfan und Kameramann von 'Die Legende Winnetou' | ||
CHST = Christoph, Webmaster der Inoffiziellen Lex Barker-Fanpage | ||
JG = Joachim Giel | ||
CHST: Herr Giel, am 22. April wird auf dem ZDF der Doku-Film 'Die Legende Winnetou' ausgestrahlt, den Sie mit Frau Dr. Jutta Szostak gedreht haben. Was können Lex Barker- und Karl May-Fans von diesem Film erwarten? JG: Der Film 'Die Legende Winnetou' führt uns ins Land der Mescalero-Apachen. Die Reihe RomanWelten soll den Leser des Buches an den Ort der literarischen Handlung führen und hier soll er selbst sehen wie die Gegenwart bzw. die Realität aussieht. Mit dem Buch in der Hand soll er vergleichen zwischen Wirklichkeit und der Fiktion. Also nicht nur Karl May-Fans sondern die Zuschauer sollen diese Reise durchs echte Winnetou-Land in diesem Film miterleben. Frau Dr. Jutta Szostak, die Autorin des Films, hat sehr gut recherchiert um die heutigen Probleme der Apachen auf zu zeigen. Lex Barker-Fans werden, wie auch die Pierre Brice-Fans, mit Filmsequenzen versorgt, die zwischendurch eingeschnitten sind. Am besten sind die Martin Böttcher-Fans dran, weil der Film sehr oft mit der 'Old Shatterhand-Melodie' und nicht wie es sein sollte mit der 'Winnetou-Melodie' unterlegt ist. CHST: Wie kamen Sie eigentlich zu Karl May? Sind Sie ein Karl May-Filmfan der ersten Stunde? JG: Ich wurde als kleiner Junge Karl May-Filmfan. Seit 'Der Schatz im Silbersee', der mein erster Farbfilm war, fasste ich den Entschluss in diesem Medium zu arbeiten. Ich wusste noch nicht was, aber die Liebe zum Kino war erwacht. CHST: Weshalb wurden Sie Kameramann? Was war Ihr Beweggrund? JG: Es war bei 'Tanz der Vampire' von Roman Polanski. Da war mir klar - ich will Kameramann werden. Als ich dann Kamera-Assistent war und im Studio Hamburg an einem Film mit Georg Thomalla mitarbeitete, stellte ich fest, daß es eine sehr trockene Arbeit war, die mich keinesfalls an die Winnetou-Filme erinnerte. Ich wollte doch Abenteuer erleben, die Welt sehen und Filme drehen. Diese Verbindung gibt es nur in der Dokumentation. Warum soll ich in einem Atelier einen Schaupieler drehen, der eine berühmte Persönlichkeit spielt, wenn ich die Möglichkeit habe das Original zu erleben? Und so habe ich viele Persönlichkeiten vor meine Linse bekommen, z.B. Ghadaffi, Castro, Mandela. Seit 1978 bin ich in meinem Beruf und habe wegen meinen Karl May-Abenteuerträumen viele Kriegsgebiete besucht. 1979 war ich während der Revolution im Iran und wurde mit den anderen Kollegen von den Amerikanern evakuiert. Über diese Aktion wurde später ein Hollywood-Film mit Burt Lancaster in der Hauptrolle gedreht. Das war das beste Beispiel: Ich hatte die reale Situation miterlebt. Später war ich in Afganistan, Nicaragua, El Salvador und in den Unruhen in Angola sowie während der Transformation von der Apartheit zur Demokratie in Südafrika. CHST: Sie gelten auch als Spezialist, was die Drehorte der Karl May-Filme betrifft. Waren Sie schon einmal in Jugoslawien, wo die Winnetou-Filme gedreht wurden? JG: Im Jahr 1999 hatte ich mir endlich meinen Kindheitstraum erfüllt und habe die Drehorte in Kroatien besucht. Diese Reise war für mich die schönste überhaupt. Als Kameramann habe ich für Film-Dokumentationen schon die ganze Welt gesehen, aber die Winnetou-Drehorte sind einmalig! Ich würde am liebsten nochmals hinfahren und besonders an den Pitvicer Seen auf besseres Wetter warten. Naja, irgenwann mal wieder! |
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CHST: Hatten Sie auch schon die Möglichkeit die Jugoslawischen Ateliers zu besichtigen? JG: Die Ateliers in Jugoslawien nicht, nein. Aber während des Karl May Fests 1996 in Berlin hat uns Artur Brauner höchstpersönlich durch die CCC Studios geführt und dabei haben wir die Hallen mal von innen gesehen. Auch das Wasserbecken in dem die Unterwasseraufnahmen zu 'Der Schut' gemacht wurden. CHST: Hatten Sie in ihrer Arbeit auch schon mit Lex Barker zu tun? JG: Während meiner beruflichen Arbeit hatte ich einmal das Glück mit Herbert Kerz (in den 60ern Aufnahmeleiter Horst Wendlandts) und mit einer Maskenbildnerin, die Lex Barker und Karin Dor für den Film 'Die Schlangengrube und das Pendel' schminkte, zu arbeiten. Da habe ich natürlich wie alle Fans gefragt: 'Wie war Lex Barker?' Die Antwort ist überflüssig - natürlich nett, usw. CHST: Lex Barkers Darstellung des Old Shatterhand wird von Karl May-Kennern oft kritisiert. Was können sie uns dazu sagen? JG: Lex Barker hat mir immer gut gefallen, aber es ist durch Old Shatterhand eben festgelegt und hätte sich in Deutschland nie von dieser Rolle lösen können. Mario Adorf und Götz George haben es zu super Rollen geschafft, aber selbst Terence Hill ist von seinem Image nach 'Vier Fäuste für ein Halleluja' nie mehr losgekommen. CHST: Glauben Sie, die Produktion neuer Karl May-Filme wäre erfolgreich? Ist das Bedürnis nach neuen May-Filmen bei den Kinobesuchern überhaupt noch vorhanden? JG: Finanziell erfolgreiche Kinofilme zu machen ist eben eine Glücksache und ein Trend. Es muss zur richtigen Zeit das richtige Thema aufgegriffen werden. Und da sind eben alle Produzenten immer auf der Suche. Heute könnten Karl May-Filme nicht mehr funktionieren. Die Zielgruppe ist noch nicht vorhanden. Für mich auch sehr Besorgnis erregend: Heute kam in den Nachrichten, dass laut Umfrage ein Fünftel der Deutschen ausländer- oder minderheitenfeindlich ist. Besonders im Osten ist das Problem gross. Hier wäre eine Winnetou/Old Shatterhand Beziehung eine Lösung. Also man sollte sich weiter mit den Beiden beschäftigen und könnte durch die Verbreitung der Geschichte dieser Freundschaft vielleicht den wieder wachsenden Rassismus bekämpfen. CHST: Die Karl May- und auch die Lex Barker-Fans sind sehr gespannt auf den Film. Danke, dass Sie es möglich gemacht haben, dass unseren Helden am Fernsehen wieder einmal eine halbe Stunde gewidmet wird. JG: Auch ich freue mich, daß vom ZDF mal wieder das Thema aufgegriffen wurde und ich als grosser Karl May-Filmfan auch noch mitmachen durfte. CHST: Besten Dank für das Gespräch und für die tollen Bilder, die Sie uns zur Verfügung gestellt haben. |
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Für persönliche Fragen an Joachim Giel hier seine E-Mail-Adresse: giel.josi@t-online.de Weitere Bilder von Joachim Giels Entdeckungsreisen in Jugoslawien: |
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Text: Christoph; Bilder: Joachim Giel, ALEX |