Interview Lex Barkers für das Kino-Programmheft zu 'Old Shatterhand' von 1964

 
Auch als Old Shatterhand ist Lexy sexy...

EIN INTERVIEW MIT LEX BARKER

Wir trafen ihn, als er zur Premiere seines zweiten Karl-May-Films nach München gekommen war. "Lex! Lex!" riefen die Leute, als er in den "Mathäser-Filmpalast" kam, und sie gebärdeten sich ganz wild vor Begeisterung. An diesem Premieren-Abend wurde es auch dem Zweifler klar: Lex Barker war endgültig ein Star. Nach der Vorstellung führten wir folgendes Gespräch mit ihm:

Frage: Lex, sie haben inzwischen auch Ihren dritten Karl-May-Film, 'Old Shatterhand', beendet. Was wird das - im Gegensatz zu den beiden ersten - für ein Film sein?

Lex Barker: Es ist ein Film nach Motiven von Karl May. Also nicht die Verfilmung eines Buches. Wie Sie als eifriger Karl-May-Leser ja wissen, gibt es kein Buch von May, das 'Old Shatterhand' heisst.

Frage: Taucht in 'Old Shatterhand' ausser der Titelfigur, ausser Ihnen also, noch eine uns aus den Büchern von Karl May und den Filmen, die inzwischen nach ihnen gedreht wurden, bekannte Gestalt auf?

Lex Barker: Natürlich. Es gibt den guten, alten Winnetou, den mein Freund Pierre Brice spielt. Und es gibt natürlich das Original Sam Hawkens, wiederum gespielt von Ralf Wolter. Alles andere freilich sind neue Figuren und neue Schauspieler. Darunter so bekannte wie die reizende Daliah Lavi, wie Guy Madison, Gustavo Rojo, Rik Battaglia und als Komponist Bill Ramsey. Die Story unseres neuen Filmes ist mit einem Satz zu erzählen: Es ist der Kampf zwischen den Apachen, die im Begriff sind, einen Friedensvertrag mit der amerikanischen Regierung zu unterzeichnen, und einer Gruppe uniformierter und ziviler weisser Gangster, die alles daransetzen, die Indianer zu provozieren und zu veranlassen, das Kriegsbeil auszugraben. Old Shatterhand steht natürlich auf der Seite Winnetous und der Apachen.

Frage: Nachdem sie nun schon zum drittenmal der Film-Old-Shatterhand sind, nachdem diese Rolle ein sensationeller Erfolg für Sie geworden ist, beginnen Sie vielleicht, sich auch persönlich mit dieser Rolle zu identifizieren?

Lex Barker: Dann wäre ich kein Schauspieler. Zugegeben, diese Rolle ist mir sozusagen auf den Leib geschrieben. Aber ich bitte Sie, wohin käme ich, wenn ich mich in meinem Privatleben als Old Shatterhand gebärden würde! Die Leute würden mich doch mit Recht für verrückt erklären. Nein, nein. Der Old Shatterhand ist für mich eine Rolle, in die ich schlüpfte, wenn ich vor der Kamera von 'Old Shatterhand' oder den anderen Karl-May-Filmen stand. Ich spielte sie, so gut ich konnte, und sie hat mir immer Spass gemacht. Aber ich mache keine Religion aus meinem Beruf. Verstehen Sie, das ist für mich ein Job wie das Brotbacken für den Bäcker. Schauen Sie, vor Jahren spielte ich in vielen Filmen Tarzan. Das habe ich eine Zeitlang gemacht, bis die Produzenten mich nicht mehr haben wollten oder die Figur nicht mehr sehen wollten. Was weiss ich. Heute habe ich das schon fast vergessen. Identifizieren? Nie!

Frage: Der echte Old Shatterhand, der von Karl May, ist doch ein Deutscher. Hat Sie das gestört?

Lex Barker: Aber warum denn? Natürlich ist Old Shatterhand ein Deutscher - für den deutschen Leser. In franzsösischen Karl-May-Ausgaben ist er Franzose, in polnischen Pole. Das auch ganz richtig, denn Old Shatterhand ist ja das "Ich" des Lesers. In den Filmen kommt darum die Nationalität überhaupt nicht zum Ausdruck. Insgesamt ist bei uns Old Shatterhand, der übrigens in der amerikanischen Version komischerweise ganz anders heisst: "Tall Rider", der "Grosse Reiter", vielleicht ein bisschen amerikanisiert worden. Er ist weniger sentimental, er ist härter, also gewissermassen seinen amerikanischen Vorbildern angeglichen.

Frage: Stimmt es, dass es nicht zuletzt Ihnen zu danken ist, wenn in dem neuen Film 'Old Shatterhand' einige recht appetitliche junge Damen auf der Bildfläche erscheinen?

Lex Barker: Weshalb sollte ich das abstreiten! Ich finde, das gehört auch zum Milieu des Wilden Westens. Man muss diese Dinge richtig sehen. In Karl Mays ersten Werken tauchen zur Genüge Frauen auf, die dem "Ich" durchaus nicht gleichgültig sind. Als Karl May später heiratete, wurde das für ihn schwierig. Solche Probleme, die an sich nichts mit dem Kern der Werke zu tun haben, brauchen uns heute wirklich nicht mehr zu bekümmern. - Wir haben also ein ebenso schönes wie tapferes Mädchen in unserem Film. Sie heisst Paloma und ist eine Halbindianerin. Gespielt wird sie von Daliah Lavi.