Glückspost vom 14. Mai 1998
 

Er war das Sinnbild eines Helden

Am 11. Mai jährte sich Lex Barkers Todestag zum 25. Mal. Ein schillerndes Leben, geprägt von Frauen und Erfolgen nahm ein jähes Ende in New Yorks Strassen.

Er wirkte wie ein Mann, der einfach alles im Griff hat: gross, muskulös, ruhig, vertrauenerwecken. Aber Lex Barker auch blond, äusserst attraktiv und intelligent. Derart von der Natur verwöhnt und mit seiner Vergangenheit als "Tarzan", war er für das Nachkriegsdeutschland der Held. Als "Old Shatterhand" verkörperte er genau jene Werte, die das Volk auf der Strasse verloren glaubte und doch so sehr liebte.
Dass er in Hollywood - abgesehen von der "Tarzan"-Rolle - immer "unter ferner liefen" agierte, interessierte hier niemanden. Auch das Urwaldmensch-Image, das an ihm klebte und so manch gutes Rollenangebot vermieste (Gina Lollobrigida, z.B. weigerte sich, mit einem "dahergelaufenen Wilden" zu drehen), beeinträchtigte seine Erfolge in Europa nicht.
Als er Kinohit an Kinohit reihte, hatte Lex Barker bereits drei gescheiterte Ehen mit Constance Thurlow, Arlene Dahl und Lana Turner hinter sich. Von seiner vierten - mit der Schweizer Schauspielschüler Irène Labhart - sagte er immer, es wäre die harmonischste gewesen. Christopher (38), Spross aus dieser Ehe, relativiert: "Weil meine Mutter schon 1962 an Leukämie starb, war die Ehe auch sehr kurz."
Nach den schlechten Erfahrungen mit Ehefrau Nr. 5, Maria del Carmen "Tita" Cervera, sehnte er sich nach einer Frau, wie es Christophers Mutter war: ruhig, häuslich und treu. "Tita" jedoch machte nicht einmal den Versuch, Christopher die Mutter zu ersetzen: "Sie war viel zu selbstbezogen. Die heutigen Schlagzeilen in der deutschen Presse zeigen ja, dass das immer noch so ist...", sagt Christopher.
Nach dem eindrücklichsten Bild gefragt, erzählt er: "Ich erinnere mich an meinen Vater als einen Mann, der sehr in sich gekehrt gelebt hat. Zwar hatte er Frauen und Kinder, die er liebte, aber er richtete seinen Blick oft in die Ferne und hing seinen ureigensten Gedanken nach. Wie er im Film als "Old Shatterhand" war, so war er auch privat. Vielleicht sehe ich ihn so, weil ich erst dreizehn war, als er starb. Ihn näher kennenzulernen, dazu hatte ich ja keine Gelegenheit."
Die Scheidung von "Tita" hatte Lex Barker zwar eingereicht, doch den Richtern blieb keine Zeit, diese als rechtskräftig zu bestätigen: Lex Barker starb am 11. Mai 1973 54jährig an Herzversagen mitten in Manhattan, an der Lexington Avenue. "Tita" nahm die Urne mit nach Spanien und bewahrte sie in ihrem Haus auf. Christopher: "Ich hoffe, dass sie sie noch hat. Es ist mein grosser Wunsch, dass die Urne einmal beigesetzt werden kann." Für Christopher spielt es zwar keine Rolle mehr, ob die Urne in einem Grab ist oder nicht. Er musste andere Wege finden, sich mit seines Vaters Tod abzufinden. Aber für jene Menschen, die Lex Barker ihre Verehrung und Respekt erweisen möchten, wünscht sich Christopher einen stillen Ort des Gedenkens.