'Old Shatterhands Sohn tritt aus dem Schatten des Vaters' - Die Ganze Woche 51/1997
 

Old Shatterhands Sohn tritt aus dem Schatten des Vaters

Er hatte eine harte Kindheit. Doch das Star-Kind Christopher Barker, mit 13 Vollwaise, liess sich nicht unterkriegen. Fesch und supermännlich, wie einst Vater Lex, der berühmte Film-Tarzan und Karl May-Held, bricht er nun als Serien-Arzt und gefühlvoller Sänger die Herzen des weiblichen Publikums. Die Frau fürs Leben war freilich für den 37jährigen noch nicht darunter.

Der Herr Papa, LEX BARKER, war fünfmal verheiratet, "weil es seinerzeit für einen Filmstar praktisch unmöglich gewesen ist, ein Techtelmechtel zu haben. Wer eine Geliebte hatte, musste sich von seiner Frau scheiden lassen", erläutert CHRISTOPHER BARKER, der Sohn, verworrene Familienverhältnisse. Er selbst hat es trotz seiner 37 Jahre weder auf eine Scheidung noch eine Ehe gebracht. Und als "Partyhengst" ist der gutaussehende Hüne (1.92 m hochgewachsen wie sein Vater) bisher auch nicht in die Schlagzeilen geraten.
Er wohnt in Genf, ist in der Schweiz bei der Grossmutter aufgewachsen. Seine Mutter, die Schweizer Schauspielerin IRENE LABHART, verlor er schon mit zwei Jahren. Lex Barker war mit ihr, seiner Vierten, von 1959 bis 1962 verheiratet. Der Witwer besuchte den Sprössling regelmässig.
Doch am 53. Geburtstag seines Erzeugers, am 8. Mai 1973, wartete der 13jährige vergebens. Drei Tage später ging die Schreckensmeldung um die Welt: Der nach JOHNNY WEISSMÜLLER berühmteste TARZAN des Hollywood-Kinos, der sich ("des ewigen Baucheinziehens überdrüssig") in Europa als Leinwand-OLD SHATTERHAND eine zweite Superman-Karriere aufgebaut hatte - war nicht mehr. Beim Überqueren einer New Yorker Strasse raffte ihn plötzlich der Herzschlag hinweg. - Zunächst erkannte niemand den Toten. Erst eine Gravur auf seinem Armband machte den neugierigen Passanten klar, um wen es sich hier handelte...
Wie sich alsbald herausstellte, hatte der einstige Grossverdiener seinen Lieben (drei Kinder) praktisch nichts hinterlassen. Als die KARL-MAY-Filme in Deutschland aus der Mode kamen, hatte der grünäugige Blonde abermals einen beruflichen Szenenwechsel zu vollziehen versucht. Doch im heimatlichen New York herrschte nach der langen Auslandspause kein grosses G'riss. So starb Lex Barker als armer Mann. Seine letzte Frau TITA (die Stiefmutter FRANCESCA VON HABSBURGS), mit der er bereits in Scheidung gelebt hatte, suchte vergeblich mittels eines Mediums Jenseits-Kontakt aufzunehmen. In dem verdunkelten Raum des WALDORF ASTORIA Hotels, wo das Experiment stattfand, blieb Tarzan stumm - und somit jegliche Auskünfte über etwaige Konten oder Aktienpakete schuldig...
Und doch hat der Sohn Christopher einiges geerbt: das Talent, das attraktive Äusseren, den Charme. Leider auch Vaters Ruhelosigkeit. "Ich muss ständig reisen. In Flugzeugen und Hotels bin ich bald mehr zu Hause als in Genf!" Der schweizerisch-amerikanische Doppelbürger, (der vorübergehend in die Staaten ausgewandert war), ist derzeit äusserst gefragt. Er pendelt in kürzester Zeit zwischen München, Hamburg, Genf, New York. Die Münchner Dreharbeiten zur neuen RTL-Staffel "DR. STEFAN FRANK", wo er den Herzchirurgen Dr. Reinhart spielt, sind gerade abgeschlossen. Am 20.12. erleben wir ihn in der "Hitparade im ZDF" - sein neues Schlageralbum ist seit wenigen Wochen auf dem Markt. Der einladende Titel: "Such mich in Deinen Träumen". Am 24.12. (3sat) und am 25.12 (ARD) feiert Christopher "Weihnachten mit Heidi Kabel".
Übrigens: Der weisse Kittel wäre fast Jung-Barkers Berufskleidung geworden. Er hat tatsächlich einige Semester Medizin studiert und hätte wohl das Klischee des umschwärmten Halbgottes in Weiss bestens erfüllt. "Ich habe abgebrochen, weil mir klar wurde, dass mir der Idealismus fehlt, der einen wirklich guten Arzt ausmacht."
Auch Vater Lex verkörperte 1962 überzeugend einen Onkel Doktor, den aufrichtigen "Frauenarzt Dr. Sibelius". Christopher dankbar: "Er hat mir den Weg geebnet mit seinem bekannten Namen. Aber nur weil man Barker heisst, ist der Erfolg noch lange nicht garantiert."
Was das Private betrifft, scheint der Junior jedenfalls vorsichtiger zu sein: "Ich bin zwar nicht geschädigt, aber ich lebe bewusst ganz anders als er es tat. Ich möchte erst heiraten, wenn ich so sicher wie nur möglich sein kann, die Frau fürs Leben gefunden zu haben. - Ob ihm "Stiefmutter" ARLEHNE DAHL, die zweite (schon zum 6. Mal verehelichte) Ex-Frau seines Vaters, dabei helfen kann? Bei ihr und Stiefbruder LORENZO LAMAS (bekannt aus der Serie 'FALCON CREST') hält er sich gerne und oft in New York auf. In seiner kargen Freizeit reagiert der drahtige Karate-, Box- und Motorradfand seine überschüssigen Kräfte beim Sport ab.
"Eine Familie zu haben", überlegt er, "das bedeutet gerade in meinem unsicheren Beruf auch eine grosse Belastung. Als Junggeselle habe ich den Vorteil, mich vorläufig noch ganz auf meine Karriere konzentrieren zu können. Vor allem möchte ich in meiner Heimat, der Schweiz, noch mehr Beachtung finden. Viele Schweizer sind nämlich nach wie vor erstaunt, wenn sie erfahren, dass ich, der Ami, ein Schweizer bin, dass ich hier wohne und sogar Schwyzer Dialekt spreche. Ja, ja der Prophet im eigenen Land...", lacht der Künstler, "und damit geht es mir wie meinem Vater: der war in Deutschland auch wesentlich bekannter als in den Vereinigten Staaten!" -ott-