Angefangen
hat es mit dem Sport. Lex Barker (richtiger Name
Alexander Crichlow Barker), geboren am 8. Mai
1919 in Rye bei New York, lernte schon mit zwei
Jahren Schwimmen. Sein Vater nahm ihn eines
Sonntags in einem Boot mit auf einen See hinaus.
Lex brüllte vor Angst wie am Spiess. Um ihm zu
zeigen, wie harmlos das Wasser ist, steckte ihn
der Vater in den See. Lex schloss
sicherheitshalber den Mund und machte zaghafte
Schwimmbewegungen. Einige Wochen später kraulte
er perfekt durch die Fluten. Mit drei Jahren
lernte er Reiten, mit sieben Jahren Boxen, mit
neun Jahren wurde er Football-Spieler. |
In
der Schule war er der Sport-Star, Held der
Klassen-Mannschaten. Dabei eroberte fünf "Sieger-Trikots".
Nach amerikanischem College-Brauch bekam das
Mitglied einer Mannschaft, die eine Schul-Meisterschaft
gewonnen hatte, ein "Sieger-Trikot".
Lex eroberte es in Tennis, Schwimmen, Football,
Fechten und Leichtathletik. Mit 12 Jahren lernte
er (hinter dem Rücken seines Vaters) Auto fahren;
im Teen-Alter wurde das Fischen mit der Harpune
seine neue Leidenschaft. Das Tiefseetauchen blieb
Barkers grosses, fast einziges Hobby. Während
der Dreharbeiten zu den May-Filmen war er an
jedem freien Tag mit Pierre Brice an der
jugoslawischen Steilküste unter Wasser! |
Mit
13 Jahren verliebte sich Lex zum erstenmal. Sie
hiess Ruth und war die Tochter des Klassenlehrers.
Aber schon mit 18 erwischte es ihn richtig. Er
lernte Constance Thurlow kennen. Die beiden
gingen miteinander. Sie heirateten 1942 - Lex war
damals Soldat - und bekamen 1943 eine Tochter
namens Lynn und 1947 einen Sohn Alexander.
Constance teilte das schwere Leben mit dem
Soldaten und später mit dem Film-Anfänger, sie
hatten oft nichts zu essen. Schliesslich lebten
sie sich auseinander. 1950 wurde die Ehe
geschieden. |
Lex
war dann noch viermal verheiratet: Mit der
Schauspielerin Arlene Dahl (von 1951 bis 1952),
mit dem Welt-Star Lana Turner (von 1953 - 1957)
und mit der Schweizerin Irene Labhart (von 1957 -
1962). "Sie war die einzige Frau, die ich
wirklich geliebt habe. Bei ihr habe ich erst
erfahren, was wirkliche Liebe ist!" sagte
Lex später. Er war zutiefst erschüttert, als
Irene bei einem Unfall ums Leben kam. Er
heiratete noch einmal. Die Spanierin Carmen Tita
Cervera wurde seine 5. Frau (von 1965 bis 1972). |
Mit
zwölf Jahren, noch ehe er zum erstenmal verliebt
war, stand Lex auf einer Bühne. Es war zwar nur
ein Schüler-Theater, aber da er von freundlichen
Eltern und begeisterten Mitschülern mit Beifall
überschüttet wurde, setzte sich in ihm damals
der Gedanke fest: "Ich will Schauspieler
werden!" Später hörte er dann immer wieder
von anderen, vor allem von Mädchen: "Lex,
du bist ein richtiger Film-Typ!" Er glaubte
das auch. |
Lex
startete als "Kulissenschieber" |
Lex
war natürlich längst zum ständigen
Kinobesucher geworden. (James Stewart und Henry
Fonda waren seine Stars). Und er stellte
Vergleiche zwischen den jungen Helden und seinem
Spiegelbild an: Er hatte dabei das Gefühl, dass
er durchaus mit den Leinwand-Stars mithalten
konnte. |
Mit
18 Jahren kam er während der Ferien an ein
Sommer-Theater als "Mädchen für alles".
Als ein Schauspieler krank wurde, durfte der
"Kulissen-Schieber" Lex einspringen. Überglücklich
holte er den Vater herbei. Der sah sich kopfschüttelnd
seinen Sohn auf der Bühne an und sagte nach der
Vorstellung schlicht und einfach: "Du warst
scheusslich!" |
Der
Vater war prinzipiell gegen das Theater. Lex
wiederum war prinzipiell gegen das Ingenieur-Studium,
zu dem ihn sein alter Herr verdonnert hatte. Aber
solange Lex noch minderjährig war, blieb der
Vater der Stärkere. |
Eines
Tages fuhr Lex nämlich klammheimlich nach
Hollywood. Der Talentsucher einer Film-Firma
hatte ihn auf der Bühne gesehen, war nach der
Vorstellung in die Garderobe gekommen, hatte ihm
eine Visiten-Karte in die Hand gedrückt und
gesagt: "Melden sie sich doch einmal bei der
Fox!" |
Der
Name dieser grossen Film-Firma ging Lex nicht
mehr aus dem Kopf. Also fuhr er kurzentschlossen
nach Hollywood, sprach bei der Fox vor. Man
machte Probeaufnahmen mit ihm, er gefiel, man gab
ihm einen Vertrag. Da aber Lex noch immer minderjährig
war, sollte der Vater unterschreiben. Und der
weigerte sich natürlich. Um den Sohn auf andere
Gedanken zu bringen, stellte er ihn mit sanfter
Gewalt in seine Baufirma ein. Lex sollte das
Gewerbe von der Pieke auf lernen. Der biss in den
sauren Apfel. Aber dann brach der Krieg aus... |
Lex
Barker musste als Infanterist einrücken. Nach
seiner Ausbildung kam er nach Nordafrika, machte
die Landung in Sizilien mit, wurde dabei am Kopf
verletzt (als ewiges Andenken behielt er eine
kleine Silberplatte in der Schädeldecke, die
aber durch seinen Haarwuchs verdeckt wurde). Nach
einer weiteren Verwundung kam er als Captain (Hauptmann)
heim. |
Da
stand er nun. Er hatte eine Frau und eine Tochter
aber keinen Job. In die Firma seines Vaters
wollte er auf keinen Fall zurück. Er versuchte
noch einmal bei der Fox sein Glück. Er bekam
einen miesen Vertrag und keine Rolle, darbte
weiter, bis zum erstenmal das Film-Glück seinen
Weg kreuzte. |
Johnny
Weismüller, der Top-Tarzan, war für die Rolle
zu alt geworden, man bot sie dem sportlich
durchtrainierten Barker an. Lex wollte zuerst
nicht: "Ich bin ein Schauspieler und kein
Affe!", aber die hohe Gage lockte ihn. Er
wurde mit einem Schlag zum Top-Star und blieb fünf
Jahre lang Tarzan. |
Aus
dem Tarzan-Schurz ins Trapper-Kostüm |
Dann
gab er den Job auf. Er glaubte, jetzt würden ihm
die tollen Verträge ins Haus schneien. Aber da
irrte er sich gewaltig. Niemand wollte von dem Ex-Tarzan
etwas wissen. |
Neun
Jahre lang buk er relativ kleine Film-Brötchen.
Bis er 1962 wieder eine, seine Top-Rolle, in
Deutschland fand: den Old Shatterhand! ("Anscheinend
bin ich nicht für normale Bühnen-Anzüge gebaut.
Nur im Tarzan-Schurz und im Trapper-Kostüm bin
ich wirklich ein Star gewesen!" sagte Lex
Barker in einer einsichtigen Stunde.) |
Der
Film-Zufall spielte eine tolle Doppelrolle: 1962,
während der Film-Festspiele in Berlin, machte er
einen blonden Amerikaner und einen dunkelhaarigen
Franzosen zu deutschen Top-Stars. |
Der
Franzose war Pierre Brice. Ihn sah der Film-Produzent
Wendlandt während des Star-Rummels der Berlinale.
Der Film-Boss erkannte auf den ersten Blick, dass
er in dem relativ unbekannten Franzosen den Mann
gefunden hatte, den er seit Wochen suchte, und
der in den Karl-May-Filmen den Apachen-Häuptling
Winnetou spielen sollte. Pierre spielte ihn und
wurde berühmt. |
Lex
Barker war nach Berlin gekommen, um zu testen, ob
er in der deutschen Film-Szene landen könnte.
Seine vierte Frau, die Schweizerin Irene Labhart,
hatte ihm immer wieder eingetrichtert: "Ein
Typ wie du hat nur im deutschen Film tolle Möglichkeiten!" |
Lex
gab nach, obwohl er Irenes Optimismus nicht so
recht teilen konnte. Als offizielles Mitglied der
US-Delegation reiste er nach Berlin. Hier lernte
er auf einer Party den Film-Produzenten Atze
Brauner kennen. Sie wechselten zwar nur einige
Worte, aber als Brauner mit dem Streifen "Die
unsichtbaren Krallen des Dr. Mabuse" ins
Atelier ging, engagierte er Barker für die Rolle
eines FBI-Agenten. |
Regisseur
dieses Thrillers war Harald Reinl, der Mann, der
spätier die "Winnetou"-Filme in Szene
setzte. Und damit war der Faden geknüpft... |
Ein
Foto gab den Ausschlag |
Wendlandt,
der nun zwar seinen Winnetou, aber noch keinen
Old Shatterhand hatte, stiess auf Barkers Foto.
Reinl und Barkers deutscher Agent halfen nach.
Aus dem Ex-Tarzan, dem Mitmischer in vielen
englischen und amerikanischen Krimis und
Abenteuer-Filmen (Barker spielte auch einmal den
Robin Hood!) war der Bilderbuch-Deutsche Old
Shatterhand geworden. Lex hatte die Rolle seines
Lebens gefunden. |
Er
war damals 43 Jahre alt. Aber das Alter hatte in
seinem Gesicht keine Spuren hinterlassen. Er war
straff, sehnig, muskulös, hochgewachsen (1,92 m),
blond, grünäugig, sportlich durchtrainiert -
das Wunschbild eines deutschen Kino-Helden. |
Siebenmal
stand er als Old Shatterhand vor den Kameras. Er
wurde damit für Millionen von Kinogängern zu
einem Begriff - und auch heute noch, nach der
Wiederaufführung der Karl-May-Filme im Fernsehen,
ist er das Symbol des treuen Freundes, des
sympatischen Helden, des tollen Draufgängers. |
"In
meinem Leben hat es drei Dinge gegeben, die mich
richtig ausfüllten: die Liebe, der Sport und die
Schauspielerei!" hat Lex einmal einem BRAVO-Reporter
gestanden. "In der Liebe habe ich einmal Glück
gehabt, in meiner Ehe mit Irene. Im Film zweimal,
mit Tarzan und Old Shatterhand. Im Sport immer,
obwohl ich keine Kanone war." |
Als
die Karl-May-Filmserie abgedreht war, ging Lex
Barkers Stern unter. Er wartete auf Filmrollen,
bekam keine, wurde die Sache leid, kratzte sein
Erspartes zusammen und fuhr wieder heim nach
Amerika. Er mietete ein kleines Haus, machte in
Tennis-Schaukämpfen mit und schmiedete Pläne:
Er wollte mit dem alten Johnny Weismüller
gemeinsam ein "Tarzan-Land" (ähnlich
wie "Disneyland") gründen und dort als
Tarzan auftreten. Trotz aller Pleiten verlor er
seinen Optimismus nie: "Ich will 84 alt
werden. Das Leben ist immer noch wunderbar!" |
Lex
Barker wurde genau 54 Jahre und drei Tage alt. Am
11. Mai 1973 brach er in New York mitten auf der
Strasse zusammen. Herzversagen! Old Shatterhand
war sofort tot. |
Erich
Pecher
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