Schauspielerportrait Guy Madison (*1922 - 1996) |
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Wie bei so vielen seiner Kollegen dieser Zeit ist auch das Leben des Filmstars Guy Madison abenteuerlich wie ein Drehbuch. Seine Karriere ist abwechslungsreich und weist viele Parallelen zu Lex Barker auf. |
Aufgewachsen
ist er als Robert Mosely, ein richtiger Farmerssohn in einer
Grossfamilie in Kalifornien. Mit 20 ruft ihn das Vaterland und er
leistet seinen Militärdienst während des Zweiten Weltkrieges in der Navy
ab. Mit seinem makellosen Aussehen ist er genau der Richtige für eine
kleine Rolle in dem grossen Selznick-Film Since you went away. Er
spielt sich selbst - einen Marinesoldaten, der den Hauptdarstellerinnen
den Kopf verdreht. Einen echten All-American-Guy. Und ganz Amerika ist
fasziniert von dem jungen, neuen Typen und "Guy Madison" wird unter
Vertrag genommen. Seine erste richtige Filmrolle ist ein grosses Projekt namens Till the end of time, in dem immerhin Robert Mitchum an seiner Seite steht. Starregisseur Dmytrik hat wenig Freude mit seinem neuen Hauptdarsteller: "Es war sicher nicht Guys Fehler, aber er konnte einfach nicht schauspielern. Ihn selber schien das nicht zu stören..." Noch weniger stört es seine weiblichen Verehrerinnen. Guy ist ein Typ Mann, auf den jede Frau fliegt. Er hat einen gestählten, männlichen Körper und ein kantiges Gesicht. Dazu aber sehr weiche Augen, ein jungenhaftes Lächeln und helles Haar. Guy wird ein echtes männliches Pin-Up und seine (Strand-)Fotos füllen die Magazine der späten 40er Jahre. Wie viele seiner Kollegen heiratet er eine Schauspielerin: die zwei Jahre jüngere, aufstrebende Gail Russell. Die Ehe hält fünf Jahre (1949-54). Gail entpuppt sich als Alkoholikerin. Sieben Jahre später ist sie tot. Auch eine zweite Ehe wird nach zwei Jahren geschieden. Trotzdem hat Guy vier Kinder, wie Reiner Boller und Julian Lesser in ihrem Tarzan-Filmbuch erwähnen. Beruflich läuft es in diesen Jahren besser. Guy macht sich über seine schauspielerischen Fähigkeiten nie Illusionen. Am B-Filmmarkt ist er als frischer Typ allemal gefragt und es reiht sich in den 50ern Film an Film. Besonders zuhause fühlt er sich im Western. Viele davon gelten als überdurchschnittliche Produktionen (besonders: Präriebanditen). Zusätzlich bekommt Guy als einer der ersten Darsteller eine auf ihn zugeschnittene Fernsehserie. In über 100 Folgen flimmert er als Wild Bill Hickok über Amerikas Mattscheiben. Im Jahr 1959 dreht Guy Jet over the Atlantic. Der Streifen bringt seine bisherige Karriere auf den Punkt. Immer noch spielt er den Mann, dem keine Frau widerstehen kann. Es handelt sich um eine sehr gute Produktion mit durchwegs prominenten Partnern. Nur spielen kann Guy noch immer nicht. Seine Darstellung als hölzern zu bezeichnen ist noch zu lebendig. Der klassische B-Western/Abenteuer-Film gerät in den 60ern stark ins Hintertreffen und Guy geht nach Europa. Dort tritt er in verschiedenen Genres auf, ohne sich wirklich durchzusetzen. Im Gegensatz zu Lex Barker muss er zumeist die zweite Geige spielen; in der Karl-May-Serie bekommt er die Hauptrolle nur im unpopulärsten Film der ganzen Reihe. Dafür überrascht er mit gelungenen Schurkendarstellungen. Vielleicht eignet sich sein Nichtspiel hierfür gut und kann als passende Arroganz oder Selbstüberschätzung ausgelegt werden. Ende des Jahrzehnts spielt er noch ein paar Hauptrollen in Italowestern; dann ist seine Karriere praktisch vorbei. Seine späteren Jahre sind von gesundheitlichen Problemen geprägt. Er heiratet nicht mehr und stirbt 74jährig im Jahre 1996 in Palm Springs. Ähnlich wie Lex Barker erinnert man sich an Guy Madison heute hauptsächlich wegen seines Aussehens. Beide bleiben als Filmstars und "Traummänner", nicht als Schauspieler, in den Köpfern der Nostalgiker. In Amerika wird Lex mit Tarzan, Guy mit Wild Bill identifiziert. Beide spielten überdies aber in vielen flotten B-Produktionen die Hauptrollen. Beide wurden nach Europa verschlagen, wo ihre Karrieren dann ausliefen. Guy hatte zu Beginn Vorteile, da er gleich gross in Hollywood einstieg. Lex erwarb sich in Europa gegen Ende einen legendären Ruf als Old Shatterhand, während sich Guy unter "ferner liefen" einreihte. Wie dem auch sei: Beide haben - genau 60 Jahre nach Beginn ihrer Karrieren - noch Verehrer auf der ganzen Welt. |
Guy Madison - Seine wichtigsten Filme 1944: Since you went away (deutsch: Als du Abschied nahmst); 1946: Till the End of Time; 1949: Massacre River (deutsch: Zweikampf am Red River); 1951-1958: Adventures of Wild Bill Hickok (TV); 1953: The Charge at Feather River (deutsch: Der brennende Pfeil); 1955: The Last Frontier (deutsch: Draussen wartet der Tod); 1956: Reprisal! (deutsch: Präriebanditen); 1960: Jet Over the Atlantic; La Schiava di Roma (deutsch: Antea - Sklavin Roms); 1963: Il boia di Venezia (deutsch: Der Henker von Venedig); 1964: Old Shatterhand; Sandokan alla riscossa (deutsch: Die Rache des Sandokan); 1965: L'avventuriero della tortugac (deutsch: Abenteurer von Tortuga); 1966: Das Vermächtnis des Inka; 1968: Sette winchester per un massacro (deutsch: Die Satansbrut des Colonel Blake); 1976: Won Ton Ton, the Dog Who Saved Hollywood; 1988: Red River (TV) |
Für weitere Informationen und Bilder von Guy Madison empfehlen wir: Brian's Drive-In Theater |
Guy Madison als Rodrigo Zeno in 'Der Henker von Venedig' |
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Guy Madison als Captain Bradley in 'Old Shatterhand' |
Guy Madison und Lex Barker in einer gemeinsamen Szene von 'Old Shatterhand' |
Text: Gregor Hauser; Bilder: Brian's Drive-In-Theatre, Christoph |