Der Schut

Hadschi Halef Omar im Portrait

Die Biographie des Ralf Wolter

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Der CCC-Boss Artur Brauner hatte schon mit 'Old Shatterhand' bewiesen, dass er Karl May, wenn auch nicht nach dem bewährten Wendtlandt-Konzept, doch dennoch erfolgreich, in die Kinos bringen konnte. Es war ihm unmöglich, einen Winnetou-Film zu drehen, da Lex Barker und Pierre Brice bei Horst Wendtland für die Blutsbrüder-Rollen unter Exklusiv-Vertrag standen, Daher widmete sich der Berliner den mayschen Orient-Stoffen. Der Film ist sicherlich einer der werktreuesten Karl May-Filme und zum Teil sind sogar die Dialoge 1:1 von May übernommen. Von vielen Fans habe ich schon gehört, dass dieser Film für sie einer der besten mit Lex Barker sei. Ich finde den Film zwar auch nicht schlecht, doch 'Der Schut' ist für mich nicht der grosse Reisser. Zugegeben, als ich den Film zum ersten Mal sah, kannte ich die Story schon, da ich den Inhalt im 'Karl May-Filmbuch' gelesen hatte. Vielleicht konnte mich der Film deshalb bislang nicht in Begeisterung versetzen. Die Eigenschaft eines guten Karl May-Films ist für mich u.a. die wunderbaren Landschaften und die farbenfrohen Bilder. Doch dieser Film ist landschaftlich total düster. Nur in äusserst wenigen Szenen ist der Himmel blau und nicht weiss. Zumindest von der Landschaft her ist dieser Film ein Trauerspiel. Einige werden jetzt sagen, die düstere Aura des Films sei ja gerade der Reiz an ihm und somit werde ja auch der düstere Charakter des Buches gewahrt, aber wenn ich Karl May sehen möchte, möchte ich einen fröhlichen Abenteuerfilm sehen und diese fröhliche Stimmung wird durch das Wetter stark getrübt. Zum Zeitpunkt, als 'Der Schut' gedreht wurde, stand Lex Barker auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Fast schon symbolisch erscheint, dass er gleich in seiner ersten Szene von zahlreichen Leuten umschwärmt auftritt - als der Mann, der im Wilden Westen den Namen 'Old Shatterhand' bekam und dessen Tapferkeit im ganzen Orient bekannt ist: Kara Ben Nemsi. Er unterscheidet sich wirklich nicht gross von Old Shatterhand (theoretisch ja die selbe Person). Höchstens redet Kara vielleicht ein bisschen mehr und am Schluss zeigt er schon Tränen, als 'nur' sein Pferd stirbt, während Shatterhand selbst bei dem Tod seines Blutsbruders Winnetou tapfer blieb. Begleitet wird Lex von einem grandiosen Ralf Wolter als Hadschi Halef Omar. Er war natürlich für diese Rolle die erste Wahl, da er als Sam Hawkens schon bei den Winnetou-Filmen den Begleiter Lex Barkers mimte. Wie gewohnt ist auch dieser Artur Brauner-Film erstklassig besetzt: Marie Versini ('Winnetou 1', 'Durchs wilde Kurdistan', 'Im Reiche des silbernen Löwen') war als Nscho-tschi zum Jugendidol aufgestiegen und war 1964 ein Zuschauermagnet. In 'Der Schut' hat sie aber nichts weiter zu tun, als zu fliehen bzw. wieder gefangen genommen zu werden. Rik Battaglia ('Old Shatterhand', 'Der Schatz der Azteken', 'Die Pyramide des Sonnengottes', 'Winnetou 3', 'Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten') hat hier seinen grossen Auftritt: Der Italiener mit den Tigeraugen spielt die Titelrolle, den Schut. Nach seinem Auftritt in diesem Film wird er zum Standart-Schurken der Karl May-Filme aufsteigen. Erstmals treten Dieter Borsche und Chris Howland als Sir David Lindsay und Butler Archie auf. Sie werden auch in den weiteren Orient-Filmen 'Durchs wilde Kurdistan' und 'Im Reiche des silbernen Löwen' noch zu sehen sein. Nachdem Chris Howlands Rolle in 'Winnetou 1' überhaupt nicht mit der Haupthandlung verknüpft worden war, ist er hier öfter zu sehen. Die v.a. aus Heimatfilmen bekannte Marianne Hold hat in 'Der Schut' ihren einzigen Auftritt bei Karl May, während man dem Adeligen Österreicher Friedrich von Ledebur in 'Der Schatz der Azteken' noch einmal begegnen wird - dann allerdings auf der Seite der Guten. Den jugendlichen Helden hat man für einmal kostspielig mit dem Jugoslawen Dusan Janicijevic besetzt. Dieser ist als Bandit auch noch in den Karl May-Filmen 'Der Ölprinz' und 'Old Surehand' zu sehen. Er hat zwar nicht das Aussehen eines Götz Georges, macht seine Sache dennoch nicht schlecht. Zumal ein Götz George ohnehin nicht in das Orient-Ambiente passen würde. Ausserdem erwähnenswert ist noch Renato Baldini, der in 'Winnetou 2' als Oberst J.F. Merril zu sehen ist. In 'Der Schut' ist er nicht wieder zu erkennen als Bandit Barud. Seine Rolle ist jedoch klein. Die Musik ist wie immer, wenn Martin Böttcher am Werk war, sensationell (bspw. Szene als der Kodscha Bascha die Gefangenen dem Banditen Manach übergibt!). Die Musik ist eines der zweifellos überzeugenden Bestandteile dieses Filmes. Lex Barker macht seine Sache sehr gut als Kara Ben Nemsi (einmal sogar als Priester verkleidet!). Überhaupt sind die Darsteller sehr gut gewählt und können allesamt überzeugen. Was mich an dem Film klar stört ist die Landschaft. Aber das habe ich ja oben schon ausgiebig erwähnt. Der Film besteht klar aus mehreren Episoden. Ein Tiefpunkt in dem Film markiert für mich die langweilige Szene, als Lindsay und Archie dank Imer fliehen können (an der Stelle schlafe ich immer ein - ehrlich!). Meine Kritik ist hier subjektiver denn je. Ich kann mit dem Film einfach zu wenig anfangen, als das ich ihm 4 Sterne geben könne. Der Höhepunkt der Kara Ben Nemsi-Trilogie mit Lex Barker ist für mich eindeutig 'Im Reiche des silbernen Löwen'. 'Der Schut' ist ganz nett, aber er hat für mich nicht das erfüllt, was ich erwartete.
 

Lex Barker

Gesamtbild

 

Das ist mir auch noch aufgefallen:

- Im Vorspann steht Maria Versini statt Marie Versini. Oder ist das einfach die eingedeutschte Variante?

- Recht am Anfang ihrer Reise, begegnen Kara Ben Nemsi und seine Freunde einem Gelähmten (entpuppt sich später als Friedrich von Ledebur). Diesen entdeckt unser Held aber anfangs nicht, da er die selbe Farbe wie der Fels, an dem er sitzt, hat. Ausserdem ist er auch erst nachträglich dorthin gesetzt worden. Als Kara, Halef und Omar Ben Sadek an dem Fels vorbei reiten sitzt er definitiv noch nicht dort - erst als Kara anhält und zurück läuft, ist der Gelähmte zu erkennen.

- Köstlich ist die Szene, als Archie seinen langen Vornamen präsentiert!

- Kara Ben Nemsi ist wirklich ein Held, wie er im Buche steht: Er kann die zusammen sicher 250 kg schweren Aladschys einfach an einem Seil einen Hang hoch ziehen. Später gesteht er wenigstens einen 'kleinen Muskelkater' ein.

- Ein weiteres Beispiel für die Tapferkeit Karas: Nachdem er vom Schut an eine Kutsche gebunden worden war und eine rechte Strecke hinterher geschleift wurde, ist weder sein Gewand kaputt noch ist er physisch irgendwie beschädigt. Auch sein Knöchel blieb ganz, den er sich vor kurzem verletzt hatte!

 

Das meinen die andern:

"Spannende, durch heitere Passagen aufgelockerte Unterhaltung" - KABEL 1 - Filmlexikon

"Trotz der Regie von Robert Siodmak ist alles wie gehabt: etwas Action plus Humor. - Vergnüglicher Orient-Western" - TV Spielfilm