Lederstrumpf: der Wildtöter
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Es fällt mir schwer, diesen Film zu beurteilen, da die vorliegende Fassung, die gängige deutsche TV-Version als verstümmelt bezeichnet werden kann (siehe Info). Wenn ich den Film bewerte, kann ich diesen Missstand, für den die amerikanischen Filmemacher gar nichts können, jedoch nicht einfach ausklammern.

Der B-Western kommt eigentlich sympathisch daher. Die Haupthandlung spielt sich auf begrenztem Boden ab, so dass der Zuschauer das Gefühl hat, sich selbst in der Gegend um die Biberburg orientieren zu können. Die Aussenaufnahmen sind generell sehr idyllisch. Die Lederstrumpf-Melodie - mir ist nur die europäische Titelmelodie bekannt - gefällt mir gut. Sie hat wie Martin Böttchers Karl-May-Themen Romantik und Lagerfeuer-Charme. Recht nervig ist die Melodie, die während der Wasserschlachten zu hören ist. Es ist die gleiche Musik, welche die filmischen Grausamkeiten 'Dr. Fu Man Chus' in der Kinoserie mit Christopher Lee musikalisch untermalte. Die Filmfiguren sind sehr charismatisch und gut besetzt. Western-Rowdy Forrest Tucker überzeugt als rassistischer Eigenbrötler und den sturen, armseligen Indianer-Hass des griesgrämigen Tom Hutter weiss Urvieh Jay C. Flippen gekonnt umzusetzen. Eine gute Wahl trafen die Produzenten auch bei den Schauspielerinnen. Rita Moreno als Indianerin Hetty und Cathy O'Donnell als verblendet-verliebte Verlobte passen beide in ihr Rollenprofil und wachsen einem während des Filmes ans Herz. Die Stärken der Verfilmung liegen im Schauspielerensemble und in der Poetik der Inszenierung. Die Bilder der Biberburg und des Indianerdorfs mit dem verbitterten Tom Hutter am Marterpfahl sind Postkartenmotive, die einem als Zuschauer noch lange vor dem geistigen Auge bleiben. Die allzu vorhersehbare Handlung und die angesprochene Verstümmelung sind die Schwächen der Verfilmung. In der vorliegenden Fassung bietet das Westernabenteuer 'Lederstrumpf: der Wildtöter' bescheidene Unterhaltung, durch die unpassenden Einspielungen zuweilen aber auch überflüssige Verwirrung.

 

6/10

 

Lex Barkers Rolle:

In seinem letzten klassischen Hollywood-Film spielt Lex Barker eine Figur, der er wahrscheinlich seine wichtigste Rolle zu verdanken hat. Der deutsche Film-Produzent Horst Wendtland sah Lex in diesem Film als Lederstrumpf und als er 1962 einen geeigneten Old Shatterhand-Darsteller suchte, erinnerte er sich an den grossgewachsenen Hühnen. Anfangs wirkt Lex Barker in seinem Lederwams noch ein wenig steif. Mit seinem sympathisch-unaufdringlichen Spiel passt Lex aber gut in die Rolle des charismatischen Westmanns, der seinen Umgebenen auf der Biberburg geistig überlegen ist und sich mit seinem Blutsbruder - nicht nur paddelnd auf dem See - blind versteht. Lex' Darstellung erinnert also stark an Old Shatterhand. Als ruhiger Beobachter wägt Lederstrumpf rational ab und bewahrt Harry Marsh & Co. vor emotionalen Schnellschüssen. Lex weiss mit eleganter Zurückhaltung in dieser Rolle absolut zu überzeugen.

 

Das ist mir auch noch aufgefallen:

- In der zweiten deutschen Kino-Fassung ist im Vorspann, als die Darsteller aufgelistet werden, ein Name falsch geschrieben, nämlich Jav C. Flippen statt Jay C. Flippen.

- Liegt es an meiner Bildqualität oder habt ihr nicht auch den Eindruck, dass Forrest Tucker wohl etwas zu lange an der Sonne war und an akutem Sonnenbrand leidet?

 

Das meinen die andern:

"Matte, holprig inszenierte Abenteuerunterhaltung" - KABEL 1 - Filmlexikon