Durchs wilde Kurdistan

Hadschi Halef Omar im Portrait

Die Biographie des Ralf Wolter

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Nach dem kommerziellen Erfolg des 'Schuts' zeichnete sich bald ab, dass jener nicht Lex Barkers letzter Auftritt als Kara Ben Nemsi gewesen war. Produzent Artur Brauner legte die Produktionsvorbereitungen für den vorliegenden, im spanischen Almería hergestellten Abenteuerfilm in die Wege. Inhaltlich knüpft der Film in der ersten Szene gleich den einzigen Bezug zum 'Schut': die Feier, während der schmucke Tänzerinnen Lex Barker schöne Augen machen, gab der Padischah zu Ehren und zum Abschied Kara Ben Nemsis, der das Land vom Schut befreit hat und nun nach Europa zurückkehren will. Die Karl-May-Dramaturgie wird köstlich dargelegt: der Schut ist tot, die Welt wieder in Ordnung... bis der Machtmissbrauch des Machredschs bekannt wird, worauf Kara sich sogleich entscheidet, doch noch auf ein Abenteuerchen im Orient zu bleiben. Die Stärke der Verfilmung liegt in der geographischen Attraktivität Südspaniens. Die weiten Wüstenlandschaften, das authentische Borusco, sowie der Sandstein-Hügel auf dem es zum finalen Zweikampf zwischen Kara und Machredsch kommt, sorgen für ein stimmiges Ambiente. Auch einige Massenszenen wie jene der Entlassung des Machredschs aus der Gefangenschaft Ali Beis, sind recht beeindruckend. Über mehrere inhaltliche und handwerkliche Mängel ist der Film aber leider nicht erhaben. Als mässig zu bewerten ist der penetrante Soundtrack von Raimund Rosenberger. Die Musik steht metaphorisch für vieles in diesem Film: sie wirkt müde, unmotiviert, lästig. 'Durchs wilde Kurdistan' neigt zu einer gewissen dramaturgischen Trägheit. Der lockere Drive, der viele Karl-May-Abenteuer auszeichnet, fehlt. Die Arbeit an diesem Film schien den Akteuren mehr als Pflicht, denn als begeisterndes Unternehmen. Einzig Werner Peters in der Rolle des einfältigen Mütesselin, sowie der Jugoslawe Georg Heston ('Winnetou 2', 'Der Schatz der Azteken', 'Im Reiche des silbernen Löwen') als Machredsch strahlen Faszination aus. Marie Versini als Ingdscha steht nutzlos in der spanischen Landschaft und muss sich in altbekannter Schut-Manier die meiste Zeit gefangen nehmen lassen und wieder befreien. Am besten gefällt mir in diesem Film die Szene in der Höhle bei Boruscu, wie der Junge zuerst Hadschi Halef Omar und Mohammed Emin, später Kara zum Machredsch in die Dunkelheit lockt, wo es nachher zu einem actionreichen Zweikampf kommt. Das negative Pendant zu diesen herausragenden Szenen stellt unmissverständlicherweise die dämliche Luftballon-Fahrt David Lindsays mit Archie und den Mädels dar. Mir fehlt die Legitimation dieses ersten Teils als Vorläufer für die sehenswerte Fortsetzung 'Im Reiche des silbernen Löwen'. Wir werden in diesem Film Zeuge zahlreicher Gefangennahmen, Befreiungen, Reitszenen, Beschuldigungen, Entehrungen und Rehabilitationen. Abgesehen davon, dass Kara gut, der Machredsch böse und David Lindsay nur beschränkt witzig ist, nehmen wir für Teil 2 jedoch kaum etwas mit. Nur die Annahme, dass der Machredsch tot sei, was sich als Trugschluss herausstellen wird. Um dieses Geheimnis in den zweiten Teil zu retten, macht der Film auch gleich, nachdem der Machredsch vom Felsen gestürzt ist, Schluss und blendet "Ende" ein. Der Film passt zwar solide ins unterhaltende Nachmittagsprogramm, fällt aber er im Vergleich mit Vorläufer und Fortsetzung doch sichtbar ab.
 

5/10

 

Lex Barkers Rolle:

Wir erleben Lex Barker in diesem Film in einer seiner quantitativ präsentesten Rollen. In kaum einem anderen Film ist er so oft zu sehen wie hier. Als Kara Ben Nemsi personifiziert er das Gute und Heldenhafte. "Die Gerechtigkeit übersieht keinen", sagt er einmal überzeugt. Um die Gerechtigkeit durchzusetzen, nimmt er auch die rechtswidrige Befreiung Ahmed El Cordas in Kauf. Seine Hauptfigur, der Kara Ben Nemsi, fordert ihm wenig ab. Meistens schaut er mit zurückhaltendem Edelmut und leiser Melancholie in die Ferne. Oft steht Lex leider allzu steif in der Landschaft. Gleich in seiner ersten Szene vollbringt er aber seine grösste schauspielerische Leistung in diesem Film. Als er zum ersten Mal seine ehemalige 'Filmgeliebte' Marie Versini wiedersieht, braucht er einige Zeit um seinen Blick von dieser Schönheit zu lösen. Dabei zuckt er genau im richtige Moment mit den Augen. Ein neues, bisher kaum aufgetretenes Stilelement. Lex spielt eine sehr dominante, schauspielerisch jedoch unattraktive Hauptrolle.

 

Das ist mir auch noch aufgefallen:

- Es wird zwar je länger der Film dauert besser, doch anfangs wird der gute Ahmed El Corda als 'Amed' ausgesprochen.

- Ein Unikum im Dunstkreis der Karl-May-Verfilmungen stellt in diesem Film die Doppelrolle Charles Fawcetts dar, der sowohl den ergrauten Scheik Mohammed Emin als auch - direkt nach Mohammeds Tod - den braunhaarigen Kadir Bei mimt. Dies fällt jedoch nur dem eingeweiten Kenner auf, da die Maskenbildern geschickt gearbeitet haben.

- Gegen Ende des Filmes sollen Lex Barker, Ralf Wolter und Gustavo Rojo gehängt werden. Womit wird eigentlich das Todesurteil begründet? In meiner Fassung (ORF 1) wird die Gerichtsverhandlung mit Kadir Bei als Richter durch eine andere Szene unterbrochen. Nach dem nächsten Schnitt marschieren die Drei dann schon zum Galgen!

 

Das meinen die andern:

"Der Vorlage sehr frei folgende Verfilmung des gleichnamigen Karl-May-Romans - Heiter-abenteuerliche Unterhaltungskost, gefertigt nach gängigem Schema" - KABEL 1 - Filmlexikon