Kali-Yug 1. Teil: Die Göttin der Rache
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Das zweiteilige Abenteuer um die indische Kali-Sekte kommt als monumental wirkende Grossproduktion vor exotischer Kulisse daher. Ein gewisses internationes Flair, schöne Aussenaufnahmen und ein glückliches Händchen in der Wahl des Ensembles möchte ich dem Erstling keinesfalls absprechen. Der Franzose Paul Guers überrascht in der Hauptrolle als Dr. Simon Palmer und gibt seiner Rolle schon nach wenigen Szenen Profil. Die einzigartige Senta Berger strahlt internationalen Charme aus, während I. S. Gojar als sympathischer Kauz Gopal den volkstümlichen Sympathieträger markiert. Die Stars Lex Barker und Klaus Kinski dienen diesem Film lediglich als Promo-Gag; ihre Rollen beschränken sich auf wenige Szenen. Dem prägnanten Kinski gelingt es allerdings bereits in dieser kurzen Zeit als sektiererischer Radikalist für Gänsehaut zu sorgen. Die wesentliche Aufgabe des späteren Bond-Girls Claudine Auger besteht als Amrita vorerst darin, vor den Augen lüstelnder Briten leichtbekleidet die Hüften zu schwingen. In Teil 2 wird sie glücklicherweise schauspielerisch etwas aktiver und löst sich von ihrer eitlen Fassade.

Dieser erste Teil ist für mich trotz gelungener Ansätze eine Enttäuschung. Eine brisante Story in einer historisch interessanten Zeit hätte ein komplexeres Drehbuch verdient. Einfältige Arroganz und kolonialer Egoismus der britischen Machthaber gibt's zwar reichlich, jedoch auf einem derart oberflächlichen Fundament, dass einige Dialoge mehr karikaturistisch als glaubwürdig wirken. Der Gouverneur lädt den indischen Fürsten nach einem kurzen Tête-à-tête zum Tennis ein, worauf dieser gerne einwilligt. Ärgerlich, dass einem gutbudgetierten Projekt wie diesem zuweilen der historische Ernst fehlt. Unübersichtlich geschnittene Massenszenen, eine verwirrend inszenierte Tigerjagd, nur bedingt gelungene Dialoge und ein abrupt liebloses Ende erhärten den Eindruck eines müden, aufgesetzt-exotischen Geplänkels. Der Film erübrigt sich theoretisch auch, weil zu Beginn des zweiten Teils nochmal eine kompakte Zusammenfassung des Erstlings serviert wird. Argumente für den Film sind die guten Darsteller, der gelungene Soundtrack und das interessante Einzelschicksal Dr. Palmers.

5/10

 

Lex Barkers Rolle:

Seit 'Das süsse Leben' 1959 ist dies der erste Film mit Lex Barker, in dem er keine Hauptrolle spielt. Er wird auf einigen Filmplakaten zwar als Protagonist angepriesen. Lex Barker dient aber offensichtlicherweise nur als Lockvogel. Er nahm das Engagement an, weil er - wie er sagte - gerne einmal Indien bereisen wollte. Addiert man seine Auftritte kommt man etwa auf eine Präsenz von fünf Minuten. In dieser Zeit wirft seine Darstellung des Major Ford einige Fragen auf. Ford präsentiert sich als ziemlich arroganter, britischer Befehlshaber. "Wir vergiessen nicht gerne Blut, aber es ist nicht zu verhindern" argumentiert er im Gespräch mit einem indischen Fürsten müde lächelnd. Nach aussen behält Major Ford stets seine Würde und seinen Charme. Zwar schreitet er dazwischen, als einige betrunkene Soldaten handgreiflich werden; nachdem er sie brav zurecht gewiesen hat, widmet aber auch er sich sogleich wieder seinem Billard-Spiel. Ford macht sich beim Gouverneur für die radikale Festnahme Dr. Palmers stark. Ob Major Ford jeweils aus militärischer Korrektheit oder aus purem Patriotismus handelt, bleibt unklar. Zu unwichtig scheint den Drehbuchautoren Lex Barkers Rolle. Er trägt in diesem Film - wie ansonsten einzig in 'Die bronzene Göttin', 'Der Sohn des roten Korsaren' und 'Wo alle Wege enden' - einen Schnurrbart, tanzt Walzer, reitet seit der Tarzan-Zeit erstmals wieder einen Elefanten und spricht einige Zeilen indisch. Weder dem Drehbuch noch Lex Barker gelingt es aber, von Major Fords Charakter einen erkenntlichen Eindruck zu vermitteln. Lex' Auftreten ist ziemlich steif und konturlos.

 

Das meinen die andern:

"Anspruchsloser Abenteuerfilm vor dem Hintergrund orientalischer Pracht" - KABEL 1 - Filmlexikon

"Zweiteiliger Exotik-Mumpitz - schön bunt und unfreiwillig komisch" - TV Spielfilm